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2. Juli 2002, 17.00 Uhr MESZ (15.00 Uhr GMT)

Note Nr. 200
2. Juli 2002

NEUE UNO-STUDIE BELEGT ALARMIERENDE WISSENSLÜCKEN ÜBER HIV/AIDS BEI JUNGEN MENSCHEN

Die wenigsten Jugendlichen wissen, wie sie sich schützen können

NEW YORK/GENF, 2. Juli 2002 – Alarmierende neue Erkenntnisse präsentiert der heute vorgelegte UNO-Bericht „Junge Menschen und HIV/Aids: Chancen in der Krise", den das Gemeinsame Programm der Vereinten Nationen gegen HIV/Aids, UNAIDS, UNICEF und die WHO erarbeitet haben. Die Mehrzahl der jungen Menschen weltweit weiß demnach nicht, wie HIV/Aids übertragen wird oder wie sie sich dagegen schützen kann. Die Studie belegt aber auch, dass ein Großteil der Menschen ihr Sexualleben in ihrer Jugend beginnen. Diese Trends erklären, warum sich HIV/Aids so schnell verbreitet.

Mit diesem Bericht wird zum ersten Mal umfassend das Verhalten und Wissen junger Leute zwischen 15 und 24 Jahren über HIV/Aids beleuchtet. Er enthält außerdem die neuesten HIV-Verbreitungsraten innerhalb dieser Altersgruppe nach Ländern.

„Wir haben hier zwei zusammenhängende Trends, die überwiegend die HIV/Aids-Krise steuern. Der eine ist, dass junge Leute Sex miteinander haben. Das ist etwas, was die Welt als Voraussetzung für effektive Präventionsprogramme anerkennen muss", erklärte Carol Bellamy, Exekutivdirektorin von UNICEF. „Der andere ist, dass jungen Menschen das richtige Wissen fehlt, sich zu schützen. Die tragische Konsequenz ist, dass sie überproportional oft Opfer von HIV/Aids werden."

In dem Bericht wird betont, dass junge Menschen im Zentrum der HIV/Aids-Epidemie stehen: Sie sind sowohl die am stärksten betroffene Gruppe als auch der Schlüssel für die Überwindung der Krankheit. Dennoch lassen herkömmliche Strategien zur Bekämpfung der Epidemie junge Menschen außer Acht.

Die UNO-Organisationen, die den Bericht erstellt haben, rufen zu beispiellosem politischen Engagement auf, um die finanziellen und menschlichen Ressourcen für den Kampf gegen HIV/Aids zu mobilisieren. Diese Anstrengungen müssten sich auf die Arbeit mit jungen Menschen konzentrieren, um ihnen Wissen über HIV zu vermitteln und darüber, wie eine Ansteckung vermieden werden kann.

Insgesamt haben Untersuchungen in 60 Staaten gezeigt, dass mehr als 50% der jungen Menschen zwischen 15 und 24 Jahren ernsthaften Fehleinschätzungen unterliegen, was die Übertragung von HIV/Aids betrifft – ein starkes Indiz dafür, dass junge Menschen keinen Zugang.zu den richtigen Informationen haben. In einigen Ländern mit dem größten Risiko liegt der Anteil junger Menschen, die über das richtige Wissen und über die eigenen Schutzmöglichkeiten verfügen, nur bei 20 %. Das Ergebnis: Die Hälfte aller Infektionen treten heute bei Menschen zwischen 15 und 24 Jahren auf.

„Jeden Tag infizieren sich 6000 junge Menschen mit HIV", berichtet Peter Piot, Exekutivdirektor von UNAIDS. „Jede dieser Infektionen könnte verhindert werden. Prävention ist sowohl kostengünstig als auch machbar: Es kostet nur acht US-Dollar jährlich, einen jungen Schüler zu schützen. In jedem Land, in dem die HIV-Übertragung gemindert werden konnte, fanden die spektakulärsten Rückgänge unter jungen Leuten statt."

Die Schlüsselerkenntnisse des Berichts:

  • Junge Menschen besitzen nicht genug Informationen über HIV/Aids. In Ländern mit einer übergreifenden HIV-Epidemie – wie Kamerun, die Zentralafrikanische Republik, Äquatorialguinea, Lesotho und Sierra Leone – haben mehr als 80 % der jungen Frauen zwischen 15 und 24 Jahren nicht genügend Kenntnisse über HIV. In der Ukraine konnten nur neun von 99 % der Mädchen, die bereits von Aids gehört hatten, drei Möglichkeiten aufzählen, eine Ansteckung zu vermeiden.
  • In vielen Ländern mit hohen HIV-Verbreitungsraten sind unverheiratete Jungen und Mädchen bereits vor dem Alter von 15 Jahren sexuell aktiv. Jüngste Untersuchungen von Jungen zwischen 15 und 19 Jahren in Gabun, Haiti und Malawi haben gezeigt, dass mehr als ein Viertel von ihnen Sex haben, bevor sie 15 sind.
  • Der richtige Gebrauch von Kondomen und anderes Präventivverhalten, wie Abstinenz, müssen früh vermittelt werden. In Burkina Faso benutzen nur 45 % der befragten 15- bis 19-jährigen Jungen ein Kondom mit einer unverheirateten Partnerin, verglichen mit 64 % junger Männer zwischen 20 und 24 Jahren. In Malawi lagen die Raten bei 29 % und 47 %. Eine Untersuchung von 1999 in der Ukraine fand heraus, dass nur 28 % junger Frauen zwischen 15 und 24 Jahren bei ihrer ersten sexuellen Begegnung ein Kondom benutzt hatten.
  • Heranwachsende Mädchen unterliegen einem hohen Infektionsrisiko, vor allem in Afrika südlich der Sahara. Es wird geschätzt, dass mehr als zwei Drittel der neu infizierten 15- bis 19-jährigen in dieser Region weiblich sind. In Äthiopien, Malawi, der Vereinigten Republik Tansania, Sambia und Simbabwe kommen auf jeden 15- bis 19-jährigen infizierten Jungen fünf bis sechs infizierte Mädchen derselben Altersgruppe.

Junge Menschen sind der Schlüssel im Kampf gegen die Epidemie

In dem Bericht wird betont, dass in Ländern, in denen die Verbreitung von HIV/Aids zurückgeht – wie in Thailand und Uganda –, dies primär deshalb geschieht, weil jungen Männern und Frauen das Wissen, die Instrumente und die Dienste zur Verfügung gestellt werden, mit denen sie sicheres Verhalten praktizieren können. Es wird erläutert, dass es eine starke Verbindung gibt zwischen dem, was junge Leute wissen und wie sie handeln. Außerdem ist eine sichere und beschützende Umgebung entscheidend für sie, um die Kenntnisse zu erwerben, durch die sie eine Infektion vermeiden können. Zudem, so heißt es in dem Bericht weiter, seien besondere Anstrengungen nötig, um junge Menschen zu erreichen, die zum Beispiel durch das Injizieren von Drogen oder kommerziellen Sex besonders gefährdet sind..„Junge Menschen haben unzweifelhaft demonstriert, dass sie fähig zu der verantwortungsvollen Entscheidung sind, sich selbst zu schützen, sobald sie Unterstützung erhalten, und sie können andere informieren und motivieren, um diese sichere Wahl zu treffen", betonte Gro Harlem Brundtland, Generaldirektorin der WHO.

In dem Bericht werden zehn Schritte genannt, die Länder als Teil ihrer Präventionsanstrengungen unternehmen sollten:

  1. Beendigung des Schweigens, der Stigmatisierung und der Scham
  2. Bereitstellung von Wissen und Information für junge Leute
  3. Ausstattung der jungen Menschen mit lebenslangen Kenntnissen für die praktische Anwendung ihres Wissens
  4. Bereitstellung jugendfreundlicher Dienste
  5. Förderung freiwilliger und vertraulicher HIV-Tests und Beratung
  6. Arbeit mit jungen Leuten, Förderung ihrer Beteiligung
  7. Engagement junger Leute, die mit HIV/Aids leben
  8. Schaffung einer sicheren und unterstützenden Umgebung
  9. Einbeziehung der am meisten gefährdeten Jugendlichen
  10. Stärkung von Partnerschaften, Beobachtung von Erfolg

Statistische Grundlage für eine klare und dringende Antwort

Der Bericht basiert auf zwei grundlegenden statistischen Tabellen. Die erste zeigt Daten aus fast jedem Land über Infektionsraten, Schulbesuch, Wissensstandards und Sexualverhalten. Eine zweite Tabelle zeigt detailliertere Informationen über Wissen und Verhalten in 60 Ländern, wo die Verbreitung von HIV bei einem Prozent oder höher liegt. Die Statistiken sind relativ neu, von 1999 oder danach, so dass sie die Datengrundlage für die nächsten zehn Jahre bilden.

Die neuen Daten helfen allen, die gegen HIV/Aids kämpfen, den Erfolg beim Erreichen globaler Ziele objektiv zu messen. Diese wurden in der Sondersitzung der UNO-Generalversammlung zu HIV/Aids im Juni 2001 gesetzt und im Mai 2002 beim Weltkindergipfel erneut bestärkt.

 

Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an:

Liza Barrie, UNICEF, Media Chief, ++1, 212 326 7593
Alfred Ironside, UNICEF Media, New York, ++1 212 326 7261
Wivina Belmonte, UNICEF Media, Genf, ++41 22 909 5509
Itai Madabombe, UNICEF Media, New York, ++1 212 326 7412
Anne Winter, UNAIDS, Genf, ++41 22 791 4509
Dominique de Santis, UNAIDS, Genf, ++41 22 791 4509
Andrew Shih, UNAIDS, New York, ++1 212 584 5030
Chris Powell, Information Officer, WHO, Genf, ++41 22 791 2888

Besuchen Sie auch die Websites:

www.unicef.org
www.unaids.org
www.who.org