SG/SM/8247
ENV/DEV/639
OBV/275
31. Mai 2002

Generalsekretär Kofi A. Annan:

Johannesburg muss spürbaren Durchbruch bringen

Erklärung zum Weltumwelttag, 5. Juni 2002

NEW YORK, 28. Mai -- Am 5. Juni 1972 wurde in Stockholm die Konferenz über die menschliche Umwelt eröffnet. Seither begehen die Vereinten Nationen jedes Jahr am 5. Juni den Weltumwelttag. Aus diesem Anlass hat UNO-Generalsekretär Kofi Annan folgende Erklärung veröffentlicht:

Das diesjährige Thema des Weltumwelttages "Eine Chance für die Erde" soll als dringliche Mahnung verstanden werden - über den Zustand der Erde und die stärkeren Bemühungen um eine nachhaltige Entwicklung.

Nachhaltige Entwicklung ruht auf drei Säulen: auf wirtschaftlichem Wachstum, sozialem Fortschritt und dem Schutz unserer Umwelt und der natürlichen Ressourcen. Als die Idee 1987 erstmals mit der Veröffentlichung des Berichtes über "Unsere gemeinsame Zukunft" aufgebracht wurde, geschah dies in der Absicht, über die bisherigen Ansätze zum Ökosystem hinauszugehen. Diese hatten zwar die Umweltfragen auf die politische Tagesordnung gesetzt, aber anderen wesentlichen Bereichen nicht die erforderliche Aufmerksamkeit geschenkt.

1992 gelang der internationalen Gemeinschaft in Rio de Janeiro ein konzeptioneller Durchbruch. Umweltfragen sollten, so hoffte man, nicht länger als Luxus oder nachträglicher Einfall behandelt werden, sondern im Kontext der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung zu einem zentralen Anliegen der Politik werden. Entwicklungsländer sollten darin unterstützt werden, einen umweltgerechteren Weg zur Modernisierung einzuschlagen als jener, der von den Industriestaaten verfolgt wurde. Das große Bild - eine positive Vision von langfristigem Wachstum, Fairness, Gerechtigkeit und Umweltschutz - schien in greifbarer Nähe.

Aber trotz dieses Fortschritts und trotz beträchtlicher Anstrengungen und bedeutender Errungenschaften seit diesem "Erdgipfel" zeigen jüngste Untersuchungen einen Planeten, der noch immer intensiver Fürsorge bedarf. Armut, Verschmutzung und Bevölkerungswachstum, ländliche Armut und rasche Verstädterung, verschwenderische Konsumgewohnheiten und die wachsende Nachfrage nach Wasser, Boden und Energie setzen die lebenserhaltenden Systeme dieser Erde weiterhin unter starkem Druck und gefährden die Erreichbarkeit nachhaltiger Entwicklung.

In einem Zeitalter der gegenseitigen Interdependenz, in dem die "Spuren", die manche Gesellschaften in der Umwelt hinterlassen so viel größer sind als jene anderer Gesellschaften, werden wir ohne ein größeres Verständnis für gegenseitige Verantwortung kaum in der Lage sein, unsere Umwelt zu schützen. Ich hoffe, dass alle Staaten und alle Interessengruppen im Spätsommer auf dem Weltgipfel für nachhaltige Entwicklung in Südafrika zusammenkommen und dabei, zehn Jahre nach Rio, einen echten und spürbaren Durchbruch erzielen werden.

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