SG/SM/8563
OBV/320
17. Dezember 2002

Generalsekretär Kofi Annan:

Sie riskieren ihr Leben, um es zu verbessern

Erklärung zum Internationalen Tag der Migranten, 18. Dezember 2002

NEW YORK, 17. Dezember - Die UNO-Generalversammlung hat im Jahr 2000 beschlossen, den 18. Dezember als Internationalen Tag der Migranten zu begehen. An diesem Tag war 1990 die Internationale Konvention zum Schutz der Rechte aller Wanderarbeiter und ihrer Familienmitglieder verabschiedet worden. Aus diesem Anlass hat UNO-Generalsekretär Kofi Annan folgende Erklärung veröffentlich:

Heute begehen wir zum dritten Mal den Internationalen Tag der Migranten. Dies bietet uns die Gelegenheit, Millionen Wanderarbeitern Tribut zu zollen, die ihre Ursprungsländer verlassen, um bessere Lebensstandards für sich und ihre Familien zu finden.

Heute leben mehr Menschen außerhalb ihrer Geburtsländer als je zuvor. Im Jahr 2000 waren es geschätzte 175 Millionen Menschen. Davon wurden 159 Millionen als internationale Wanderarbeiter angesehen, etwa 16 Millionen waren anerkannte Flüchtlinge, die aus wohl begründeter Furcht vor Verfolgung geflohen waren und 900 000 waren Asylsuchende.

Hinter diesen Zahlen stehen menschliche Schicksale: der ausgebildete nigerianische Computeringenieur in Schweden, der Landarbeiter aus Guatemala, der illegal in den Vereinigten Staaten arbeitet, die Frau, die von der Ukraine nach Bosnien verschleppt wurde, der Flüchtling aus Afghanistan, der jetzt in Pakistan lebt und zurückkehren will - und viele, viele mehr.

Immigranten und Flüchtlinge sollten - und dürfen - nicht als Last gesehen werden. Diejenigen, die ihr Leben und das ihrer Familien riskieren, haben oft den größten Ehrgeiz, ihr Leben zu verbessern, und sie sind bereit dafür zu arbeiten. Sie verlassen ihre vertraute Umgebung, die Kultur ihrer Väter nicht, um Tausende von Kilometern entfernt ein Leben in Abhängigkeit, Verbrechen oder Diskriminierung zu führen. Sie wollen lediglich eine Zukunft mit mehr Sicherheit und Wohlstand für ihre Kinder. Wenn sie die Chance erhalten, das Beste zu geben auf gleichberechtigter Basis, dann ist die breite Mehrheit von ihnen ein Gewinn für die Gesellschaft.

Es ist ausreichend belegt, dass Wanderarbeitern, insbesondere Frauen und unbegleiteten Kindern, oft der Zugang zu Gesundheitsversorgung und Bildung verweigert wird, dass sie physischem, psychischem und sexuellem Missbrauch ausgesetzt sind und dass sie von der Rückkehr in ihre Familien abgehalten werden. Vielmehr verstoßen die Bedingungen, unter denen sie festgehalten oder abgeschoben werden, gegen die internationalen Menschenrechtsstandards und machen sie angreifbar für Schmugglerringe oder Menschenhändler. Zudem werden die Missbräuche, denen sich Wanderarbeiter in allen Phasen des Migrationsprozesses gegenüber sehen, noch durch Diskriminierung verschlimmert. Diese Diskriminierung kann sowohl verdeckt, durch fehlende Schutzmechanismen, existieren, als auch offen in Form diskriminierender nationaler Gesetze und widerrechtlicher Handlungen von Rassismus oder Fremdenhass.

Wir alle müssen zusammenarbeiten, um sicherzustellen, dass Wanderarbeiter in die Lage versetzt werden, umfassend informiert die Entscheidungen für ihre Zukunft zu treffen und dass sie im Missbrauchsfall Zuflucht nehmen können. Am wichtigsten ist jedoch die Anerkennung ihres wertvollen wirtschaftlichen, kulturellen und sozialen Beitrags sowohl in ihrem Ursprungsals auch im Zielland.

Die Internationale Konvention zum Schutz der Rechte aller Wanderarbeiter und ihrer Familienmitglieder benötigt 20 Ratifikationen, um in Kraft zu treten. Bis heute sind 19 Unterschriften zur Ratifikation oder zum Beitritt hinterlegt worden. Ich rufe die Mitgliedstaaten, die die Konvention noch nicht ratifiziert haben oder ihr beigetreten sind, auf, dies so bald wie möglich zu tun, um den vollen und effektiven Schutz der Menschenrechte von Wanderarbeitern sicherzustellen.

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