SG/SM/8615
OBV/325
WOM/1385
5. März 2003

Generalsekretär Kofi A. Annan:

Entwicklung heisst Gleichberechtigung

Erklärung zum Internationalen Tag der Frau, 8. März 2003

NEW YORK, 5. März -- Im Internationalen Jahr der Frau 1975 haben die Vereinten Nationen beschlossen, jedes Jahr am 8. März den Internationalen Tag der Frau zu begehen. Aus diesem Anlass hat Generalsekretär Kofi Annan folgende Erklärung veröffentlicht:

Die Millenniums-Entwicklungsziele, zu denen auch die Förderung der Gleichberechtigung und die Stärkung der Frauen gehören, stellen eine neue Art der Entwicklungsarbeit dar. Diese acht Ziele, die aus der von allen Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen getragenen Millenniumserklärung entnommen sind, bilden einen konkreten, gezielten und mit einer Frist versehenen Wegweiser um eine bessere Welt im 21. Jahrhundert zu schaffen. Es sind einfache aber kraftvolle und messbare Ziele, die jede Frau und jeder Mann auf der Straße, von New York über Nairobi bis Neu-Delhi, leicht unterstützen und verstehen kann.

Bei unserer Arbeit zur Erreichung dieser Ziele ist die Gleichberechtigung der Geschlechter, wie die Millenniumserklärung klar gemacht hat, nicht nur ein Ziel an sich. Sie ist auch entscheidend dafür, dass wir alle anderen Ziele erreichen können. Studie um Studie hat gezeigt, dass es keine effektive Entwicklungsstrategie geben kann, wenn Frauen darin keine zentrale Rolle spielen. Sind Frauen vollständig einbezogen, werden die Vorteile sofort erkennbar: Familien sind gesünder und besser ernährt, ihre Einkommen, Ersparnisse und Investitionen steigen. Und was für die Familien gilt, gilt auch für Gemeinschaften und schließlich für die ganzen Länder.

Das bedeutet, dass wir unsere ganze Arbeit für Entwicklung -- von der Landwirtschaft bis zum Gesundheitssektor, vom Umweltschutz bis zum Wassermanagement -- auf die Bedürfnisse und Prioritäten von Frauen ausrichten müssen. Das heißt Bildung für Mädchen, die die Mehrheit der Kinder bilden, die keine Schulen besuchen. Das heißt Alphabetisierung der halben Milliarde erwachsener Frauen, die nicht lesen und schreiben können -- und die zwei Drittel der erwachsenen Analphabeten dieser Welt bilden.

Und das heißt, Frauen in den Mittelpunkt unseres Kampfes gegen HIV/Aids zu stellen. 50 Prozent der weltweit HIV-Infizierten sind Frauen. In Afrika sind es jetzt sogar schon 58 Prozent. Wir müssen sicherstellen, dass Frauen und Mädchen über alle Fertigkeiten, Dienstleistungen und das Selbstvertrauen verfügen, das sie brauchen, um sich selbst zu schützen. Wir müssen Männer ermutigen, Verantwortung zu übernehmen anstatt Risiken einzugehen. Durch alle Schichten der Gesellschaft müssen wir eine tiefgreifende soziale Revolution erleben, die das Verhältnis zwischen Frauen und Männern verändert, sodass Frauen ihr Leben umfassender kontrollieren können -- finanziell wie physisch.

Wir dürfen keine Zeit verlieren, wenn wir die Millenniums-Entwicklungsziele bis zum Jahr 2015 erreichen wollen. Nur wenn wir in die Frauen dieser Welt invesitieren, können wir das schaffen. Wenn es den Frauen gut geht, profitiert die gesamte Gesellschaft davon und den nachfolgenden Generationen wird ein besserer Start ins Leben ermöglicht.

An diesem Internationalen Tag der Frau rufe ich uns alle auf, mit erneuter Dringlichkeit auf dieses Verständnis hinzuarbeiten.

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