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UNIS/CP/1124
8. Juli 2021

COVID-19 und Kriminalität: Die Auswirkungen der Pandemie auf den Menschenhandel

WIEN, 8 Juli (UNO-Informationsdienst) – Eine neue Studie, die heute vom Büro der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) veröffentlicht wurde, veranschaulicht die verheerenden Auswirkungen von COVID-19 auf die Opfer und Überlebenden von Menschenhandel und hebt die verstärkte Anvisierung und Ausbeutung von Kindern hervor.

Die Studie untersucht außerdem, wie Organisationen, die Menschenhandel an vorderster Stelle bekämpfen, auf die Herausforderungen der Pandemie reagierten und trotz Einschränkungen weiterhin wesentliche Dienstleistungen erbracht haben.

Währenddessen machten sich Menschenhändler die globale Krise zunutze, indem sie aus den Einkommensverlusten der Menschen und der vermehrten Zeit, die sowohl Erwachsene als auch Kinder online verbringen, Kapital geschlagen haben.

"Die Pandemie hat die Anfälligkeit für Menschenhandel erhöht, während sie es noch schwieriger macht, Menschenhandel zu entdecken, und Opfer zurücklässt, die darum ringen Hilfe und Zugang zur Justiz zu erhalten", sagt UNODC-Exekutivdirektorin Ghada Waly.

"Diese Studie ist eine wichtige neue Ressource für politische Entscheidungsträger und Strafrechtspraktiker, da sie erfolgreiche Strategien zur Ermittlung und Verfolgung von Menschenhandel in Krisenzeiten untersucht. Sie gibt auch Empfehlungen zur Unterstützung von Einsatzkräften und Opfern sowie zur Stärkung der Widerstandsfähigkeit in zukünftigen Krisen." 

Die Publikation zeigt, dass Maßnahmen zur Eindämmung der Ausbreitung des Virus das Risiko des Menschenhandels für besonders gefährdete Menschen erhöht, die Opfer weiterer Ausbeutung ausgesetzt und den Zugang zu lebensnotwendigen Dienstleistungen für Überlebende dieses Verbrechens eingeschränkt haben. 

"Menschenhändler nutzen Schwachstellen aus und ködern ihre Opfer oft mit gefälschten Versprechungen von Arbeitsplätzen", erklärt Ilias Chatzis, Leiter der UNODC-Abteilung Menschenhandel und Schleusungskriminalität, die die neue Studie entwickelt hat.

"Die Pandemie hat zu großen Arbeitsplatzverlusten in vielen Sektoren geführt und das schafft Möglichkeiten für kriminelle Netzwerke, verzweifelte Menschen auszunutzen", fügt er hinzu.

Die Studie ergab, dass Kinder zunehmend ins Visier von Menschenhändlern geraten, die soziale Medien und andere Online-Plattformen nutzen, um neue Opfer zu rekrutieren und von der gestiegenen Nachfrage nach Material zur sexuellen Ausbeutung von Kindern profitieren.

"Experten, die zu unserer Studie beigetragen haben, berichteten über ihre Besorgnis über eine Zunahme des Kinderhandels. Kinder werden Opfer des Menschenhandels zum Zweck der sexuellen Ausbeutung, Zwangsheirat, Zwangsbettelei und Zwangskriminalität", sagt Herr Chatzis. 

Aufgrund von Lockdowns und Einschränkungen bei den Dienstleistungen zur Bekämpfung des Menschenhandels hatten die Opfer noch weniger Chancen, ihren Menschenhändlern zu entkommen.

Durch die Schließung der Grenzen waren viele gerettete Opfer des Menschenhandels gezwungen, monatelang in Unterkünften in den Ländern zu bleiben, in denen sie ausgebeutet worden waren, anstatt nach Hause zurückzukehren.

Wesentliche Dienste, die den Opfern die Unterstützung und den Schutz bieten, auf die sie angewiesen sind, wurden reduziert oder sogar eingestellt.

"Wenn sich gerettete Opfer von ihrer Tortur erholen, brauchen sie oft regelmäßige Unterstützung als Teil des Rehabilitations- und Wiedereingliederungsprozesses. Das kann Gesundheitsversorgung, Seelsorge, Rechtsbeistand oder Zugang zu Bildungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten sein", sagt Ilias Chatzis von UNODC.

"In vielen Fällen hat dies einfach aufgehört, was die Überlebenden des Menschenhandels dem Risiko aussetzt, erneut traumatisiert oder sogar erneut Opfer von Menschenhandel zu werden, insbesondere diejenigen, die ihre Arbeit verloren haben und plötzlich arbeitslos und mittellos sind", fügt er hinzu. 

Obwohl viele Teile der Welt zum Stillstand gekommen sind, hat die COVID-Pandemie den Menschenhandel nicht gebremst.

"Verbrechen floriert in Krisenzeiten, und die Menschenhändler haben sich schnell an die 'neue Normalität' angepasst. Sie haben auf die Schließung von Bars, Clubs und Massagesalons reagiert, in denen Ausbeutung stattfinden kann, indem sie ihr illegales Geschäft einfach in private Immobilien oder ins Internet verlegt haben", fügt er hinzu.

In einigen Ländern wurden Polizeibeamte aus spezialisierten Einheiten zur Bekämpfung des Menschenhandels von ihren regulären Aufgaben abgezogen, um die nationalen Bemühungen zur Eindämmung der Ausbreitung von COVID zu kontrollieren, was den Menschenhändlern die Möglichkeit bot, mit geringerem Risiko entdeckt zu werden zu agieren.

"Die Pandemie hat uns gelehrt, dass wir Strategien entwickeln müssen, wie wir die Aktivitäten zur Bekämpfung des Menschenhandels auf nationaler und internationaler Ebene auch während einer Krise fortführen können. Wir hoffen, dass die Ergebnisse unserer Studie und die hierin erarbeiteten Empfehlungen dazu beitragen werden", sagt Ilias Chatzis. 

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Für weitere Informationen kontaktieren Sie bitte:

Ilias Chatzis
Leiter der Abteilung Menschenhandel und Schleusungskriminalität
Büro der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung
Telefon: +43 699 145 95735
E-mail: ilias.chatzis[at]un.org