"Der verstorbene Generalsekretär Boutros Boutros-Ghali war ein geachteter Staatsmann im Dienste seines Landes Ägypten. Er war ein bekannter Völkerrechtsexperte und brachte für die Führung der Vereinten Nationen in einer der turbulentesten und herausforderndsten Zeiten in deren Geschichte beachtliche Erfahrung und Denkvermögen mit [...]
UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon
In diesem Artikel vom kürzlich verstorbenen früheren Generalsekretär Boutros Boutros-Ghali beschreibt er die Weltkonferenz über Menschenrechte von 1993 in Wien als einen der beiden Momente, die für ihn in der Geschichte der Vereinten Nationen herausragend waren.
Der Artikel wurde in der Spezialausgabe des UN Chronicle im Jahr 2015 anlässlich des 70-Jahr-Jubliläums der Vereinten Nationen veröffentlicht. Boutros-Ghali starb am 16. Februar im Alter von 93 Jahren.
Von Boutros Boutros-Ghali
Um die Errungenschaften der Vereinten Nationen in den vergangenen 70 Jahren hervorzuheben bräuchte es viele Bücher und ich fürchte, dass es noch mehr Bücher füllen würde, wenn ich über meine Wünsche für die Vereinten Nationen schreiben würde.
Aber vielleicht stechen zwei Momente in der stolzen Geschichte unserer Organisation hervor: der erste ist die Erfindung der Friedenssicherung, die den Vereinten Nationen erlaubte, den Weltfrieden mittels eines Mechanismus zu fördern, den wir heute für gegeben hinnehmen, der aber in der Geschichte der internationalen Beziehungen einzigartig ist. Als ich Generalsekretär wurde, fand das erste Gipfeltreffen von Staats- und Regierungschefs des Sicherheitsrates statt und ihr Mandat war für mich klar: entwickle die nächste Generation der friedenssichernden Operationen. Aus diesem Mandat entstand die Agenda für den Frieden. Ich wünschte, wir würden die Botschaft dieses Vorschlages noch immer beherzigen.
Ein anderer großer Moment war die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte am Beginn der Geschichte unserer Organisation und die Weltkonferenz über Menschenrechte 1993 in Wien. Bei vielen Konferenzen vor und nach Wien wurden Agendas und Ziele gesetzt, aber für die Welt war das Zusammenkommen und die Definition der Menschenrechte sowie die Festlegung einer globalen Verpflichtung für das Erreichen ein wichtiger Augenblick in der Geschichte.
Mein Wunsch für die Zukunft ist, dass wir auf vergangene Errungenschaften aufbauen und an die moderne Welt anpassen. So wie die Vereinten Nationen die Friedenssicherung erfanden, müssen wir nur die Praktik modernisieren und der Sicherheitsrat muss die Instrumente, die ihm zur Verfügung stehen, für den internationalen Frieden und die Sicherheit einsetzen. Wir brauchen eine neue Agenda für den Frieden.
Wir müssen auch auf die großartige Bewegung bei den Menschenrechten aufbauen und gewährleisten, dass sie universell angenommen werden. Ich fasste den gleichen Mut, um die Universalität der Grundsätze in der Erklärung und von Wien festzulegen und sie gegen neuerliche Angriffe auf das grundlegendste Menschenrecht anzuwenden: das Recht auf Leben. Weiters brauchen wir Mut und Weitsicht, um einen globalen Konsens für ein Abkommen zu erreichen, in dem die Geißel des Terrorismus, und eine starke globale Verpflichtung für die Bekämpfung dieses Übels, definiert wird.
Ich bin überzeugt, dass die Vereinten Nationen, unsere Vereinten Nationen, in der Innovation weiterhin führend sein werden, damit wir das Ziel der Charta für ein Leben "in größerer Freiheit" erreichen können.
Boutros Boutros-Ghali war von Januar 1992 bis Dezember 1996 Generalsekretär der Vereinten Nationen