Fünf Schritte zum Jahrzehnt des Durchbruchs für die am wenigsten entwickelten Länder

UNITED NATIONS IN FOCUS No. 9 Mai 2011

Die am wenigsten entwickelten Länder (LDC)

Afrika [33]

Angola, Äquatorialguinea, Äthiopien, Benin, Burkina Faso, Burundi, Demokratische Republik Kongo, Dschibuti, Eritrea, Gambia, Guinea, Guinea-Bissau, Komoren, Lesotho, Liberia, Madagaskar, Malawi, Mali, Mauretanien, Mosambik, Niger, Ruanda, Sambia, São Tomé und Príncipe, Senegal, Sierra Leone, Somalia, Sudan, Tschad, Togo, Uganda, Vereinigte Republik Tansania, Zentralafrikanische Republik

Asien [14]

Afghanistan, Bangladesch, Bhutan, Jemen, Kambodscha, Kiribati, Laotische Volksdemokratische Republik, Myanmar, Nepal, Samoa, Salomonen, Timor-Leste, Tuvalu, Vanuatu

Lateinamerika und die Karibik [1]

Haiti


UN Photo/Eskinder Debebe

Generalsekretär Ban Ki-moon im Songhai Center (Porto Novo, Benin), eine nichtstaatliche Organisation, die sich auf Forschung, Ausbildung und Entwicklung für nachhaltige landwirtschaftliche Praktiken spezialisiert

UN Photo/Jean Pierre Laffont

Die 48 am wenigsten entwickelten Länder (Least Developed Countries, LDCs), haben das Ziel, sich bis 2020 zu halbieren. Bei den Verhandlungen im Vorfeld der Vierten UNO-Konferenz über die am wenigsten entwickelten Länder (9. - 13. Mai, Istanbul) hoffen sie auf ein großen Schritt vorwärts.

Die schwächsten Volkswirtschaften und andere Regierungen drängen auf Maßnahmen, die zu einer Streichung von 24 Ländern von der UNO-Liste der "am wenigsten entwickelten" Länder führen -- Länder mit niedrigem Pro-Kopf-Einkommen, niedrigen Lebensstandards und Arbeitskräftereserven, und mangelnder wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit und Belastbarkeit.

Die LDCs hängen hauptsächlich von der Landwirtschaft ab, die den Großteil der Bevölkerung in ermüdender, wenig produktiver Arbeit beschäftigt; oder im Bergbau und der Erdölgewinnung, die nicht Arbeitskraft intensiv sind und wenig Nebenprodukte für andere Bereich des heimischen Wirtschaft produzieren.

Das durch den Klimawandel hervorgerufene unbeständige Wetter stellt für die Bauern eine Bedrohung dar. Viele LDCs haben Küstenstriche, die unter dem Meeresspiegel liegen oder sind kleine Inseln, die Stürmen und dem Anstieg des Meeresspiegels ausgesetzt sind. Andere sind einem anderen Extrem ausgesetzt - sie liegen in Berggegenden und sind auf die Gletscherabflüsse angewiesen, die sich scheinbar verringern.

Obwohl nur drei der 51 Länder, die der Ausschuss für Entwicklungspolitik zur Kategorie der am wenigsten entwickelten Länder zählt, aufgestiegen sind (Botswana 1994; Kap Verde 2007; und die Malediven 2011), gibt es Schlüsselbereiche, auf die sich die LDCs konzentrieren. Diese Ausgabe von United Nations in Focus (Die Vereinten Nationen im Brennpunkt) untersucht fünf Kernbereiche, wo Fortschritt unerlässlich ist:

Die Landwirtschaft stärken

Länder so unterschiedlich in Zeit und Ort wie das Vereinigte Königreich und die Vereinigten Staaten während der Industriellen Revolution, und zur Zeit China, bauen ihre dynamische Stadtentwicklung auf den Schultern eines wachsenden ländlichen Sektors.

Laut Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) ist die Landwirtschaft für die Wirtschaft in den LDCs faktisch hemmend, da 70 Prozent der Bevölkerung in der Landwirtschaft beschäftigt sind, aber nur 30 Prozent des nationalen Einkommens leisten.

Die Nahrungsmittelpreise steigen seit 2007 und werden das in absehbarer Zukunft auch weiter tun. Die hohen Preise bestrafen eher die Konsumenten in den LDCs mit Hunger als dass sie die Bauern mit Profiten belohnen.

Wenn jedoch die höheren Preise von den Weltmärkten auf die Märkte der lokalen Bauern weitergeleitet werden, und Infrastruktur und Dienstleistungen zur Verfügung stehen, besteht für die Kleinbauern der LDCs sowie die landwirtschaftlichen Unternehmen die Möglichkeit, Gewinn daraus zu ziehen.

Eine von der Beratungsfirma McKinsey im April 2011 veröffentlichte Studie sagt, dass dieser Augenblick in Afrika, wo mehr als drei Viertel der LDCs liegen, bald kommen wird. Der Bericht stellt folgendes fest:

Eine lang erwartete 'grüne Revolution' ist möglicherweise in Reichweite. Viele Regierungen auf dem Kontinent gehen zu marktfreundlicher Politik über.Traditionelle große Geberländer erhöhen ihre Ausgaben für die Landwirtschaft, während China und Brasilien ebenfalls beginnen, dafür ihren Beitrag zu leisten. Die Investierungen auf dem privaten Sektor in die afrikanische Landwirtschaft steigen stark an. Hohe unberechenbare Nahrungsmittelpreise unterstreichen die Wichtigkeit solcher Entwicklungsbemühungen und schaffen nicht nur Druck sondern auch politischen Handlungsspielraum für die maßgeblichen Personen.

Sechs LDCs - Angola, Äthiopien, Madagaskar, Mosambik, Sudan und Tansania - sind auf der Liste der 11 Länder, die laut McKinsey am ehesten profitieren werden, hauptsächlich durch die Einführung nachhaltiger landwirtschaftlicher Praktiken, um die Auswirkungen des Klimawandels abzuwehren.

Die Landwirtschaftsorganisationen der UNO -- FAO, Welternährungsprogramm und der Internationale Fonds für landwirtschaftliche Entwicklung - unterstützen die landwirtschaftliche Entwicklung und die Kleinbauern in Verbindung mit anderen Mitgliedern einer multisektoralen Arbeitsgruppe, die vom Generalsekretär in Antwort auf die Nahrungsmittelkrise von 2008 eingesetzt wurde.

Die Fähigkeiten der Frauen einsetzen

Der Großteil der Bauern in den LDCs sind Frauen - die meisten von ihnen in Landwirtschaften mit geringer Produktivität. Eine Umwandlung der Kleinbauern und die Umwidmung von ländlichen wie auch städtischen Volkswirtschaften würde Frauen helfen, ihre kreativen, wirtschaftlichen und steuernden Fähigkeiten besser zu entwickeln. Dafür müssten strukturelle Barrieren wie diskriminierende Gesetze, Politiken, Gebräuche und Normen für eine Geschlechtergleichheit gebrochen werden.

Die Liste an LDCs mit Frauenrechten und Ermächtigung ist nicht einheitlich, aber Fortschritt ist sichtbar. Einige Regierungen wie etwa Nepal haben Maßnahmen ergriffen, um die Einkommenskluft zwischen Männern und Frauen zu reduzieren. Die Alphabetisierungsraten bei den Frauen in den LDCs sind von 44 Prozent Ende der 1990er Jahre auf mehr als 50 Prozent in der zweiten Hälfte der 2000er Jahre gestiegen. Viele LDCs unterstützen Unternehmerinnen direkt.

Eine zielgerichtete Entwicklungshilfe

Mit niedrigen heimischen Sparquoten (durchschnittlich 10 Prozent des Bruttoinlandsproduktes) bleiben die am wenigsten entwickelten Länder von Außenfinanzierung abhängig, wie etwa der offiziellen Entwicklungshilfe (official development assistance, ODA). Obwohl sich die Entwicklungshilfe (ODA) der traditionellen Geber des Entwicklungshilfekomitees der OECD seit der letzten LDC-Konferenz fast verdreifacht hat - von $ 14 Milliarden im Jahr 2001 auf beinahe $ 40 Milliarden im Jahr 2009 - liegt sie unterhalb des Ziels.

Die LDCs suchen aufgrund des Klimawandels nach zusätzlicher Hilfe für Anpassungsmaßnahmen und sind auf mehr Hilfe, wachsendem Handel und Investitionen von den aufstrebenden Wirtschaften im Süden abhängig, in Erwartung, dass die Geber aus dem Norden ihre Ziele erfüllen.

Sie suchen auch nach einer Umverteilung der sektoralen Zuteilung. Der Anteil der Entwicklungshilfe an der wirtschaftlichen Infrastruktur und dem Produktionsbereich sinkt seit den 1980er Jahren. Viele Regierungen der LDCs suchen nach einem größeren Zugang zu Infrastruktur (Transport, Energie, Wasser und Informations- und Kommunikationstechnologie) und zu Landwirtschaft, da diese Produktionskapazitäten helfen, die Abhängigkeit von fremder Hilfe zu reduzieren und den Auswirkungen der Finanz- und Nahrungsmittelkrise zu begegnen.

Staatsführungen verbessern

Es ist bemerkenswert, dass die zwei größten Länder, die aus dem LDC-Status herausgetreten sind (Botswana und Kap Verde), in der Rangliste der Economist Intelligence Unit an oberster Stelle aller Ländern in dieser Kategorie stehen.

Die LDC-Regierungen sind sich in zunehmendem Maße bewusst, dass rechtliche, demokratische und makroökonomische Rahmenbedingungen unter den entscheidenden Faktoren liegen, die potentielle Investoren für ihre Entscheidungsfindung bewerten. Seit der LCD-Konferenz in Brüssel im Jahr 2001 gibt es eine generelle Bewegung in Richtung Verbesserung der Staatsführung und sozialen Einbindung. Es gibt weniger Konflikte. In fast allen 48 LDCs werden Wahlen abgehalten. Fortschritt gibt es im Gerichtswesen wie auch in der Rechtsordnung, bei der Korruption und bei der Verbesserung der Steuererhebung.

Ressourcen müssen sich lohnen

LDCs sind reich an harten (Mineralien) und weichen (landwirtschaftlichen) Ressourcen, die in der heutigen Weltwirtschaft an der Spitze liegen. Der Besitz dieser Ressourcen hat vielen von ihnen aber nicht geholfen, Armutsfallen in der Vergangenheit zu entkommen. Länder müssen Wege finden, die Erträge im Zuge der wirtschaftlichen Veränderungen ins Spiel zu bringen.

Wenn die Erlöse besser innerhalb der Bevölkerung verteilt werden, werden die wachsenden heimischen Märkte internationale Investments in Nicht-Massenware anziehen. Anzeichen weisen bereits darauf hin. Die Beseitigung von Hindernissen bei den Überseemärkten wird ebenso die Motivation verbessern, Kapital für die Exportproduktion der LDCs bereitzustellen. Ausländische Direktinvestitionen (FDI) aufgrund des Warenbooms des 21. Jahrhunderts war die am stärksten wachsende Quelle für Kapitalzuflüsse für die LDCs. Mit weniger als einem Prozent der gesamten weltweiten Auslandsinvestitionen gibt es noch genug Raum für Wachstum im kommenden Jahrhundert.

UN Department of Public Information Strategic Communications Division, Mai 2011

Weitere Information auf Englisch:

Fourth United Nations Conference on the Least Developed Countries (LDC-IV) - 9-13 May, 2011, Istanbul, Turkey

UN Office of the High Representative for the Least Developed Countries, Landlocked Developing Countries and Small Island Developing States