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UNIS/NAR/1245
26. Juni 2015

Weltdrogenbericht 2015 sieht Drogenkonsum stabil, Zugang zu Drogen- & HIV-Behandlung noch immer niedrig

UNODC- Chef sieht Zahl der drogenbezogenen Todesfälle weltweit als inakzeptabel; Weltweiter Opiumanbau auf einem Hoch seit den späten 1930er Jahren

WIEN, 26. Juni (UNO-Informationsdienst) - Dem Weltdrogenbericht 2015 vom Büro der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) zufolge bleibt die Drogenkonsum-Verbreitung weltweit stabil. Es wird geschätzt, dass 2013 insgesamt 246 Millionen Menschen - etwas mehr als 5 Prozent der 15- bis 64-Jährigen weltweit -  illegale Drogen konsumiert haben. Ungefähr 27 Millionen Menschen sind problematische Drogenkonsumenten, die Hälfte von ihnen injiziert Drogen. Geschätzte 1,65 Millionen Menschen, die Drogen injizieren, lebten 2013 mit HIV. Dreimal mehr Männer als Frauenkonsumieren Cannabis, Kokain und Amphetamine, während Frauen verschriebene Opioide und Beruhigungsmittel missbrauchen. 

Am Internationalen Tag gegen Drogenmissbrauch und illegalen Drogenhandel bemerkte UNODC-Exekutivdirektor Yury Fedotov, dass der Drogenkonsum weltweit zwar stabil sei, aber nur einer von sechs problematischen Drogenkonsumenten Zugang zu Behandlung habe. "Besonders Frauen sehen sich Hindernissen gegenüber - während eine von drei Drogenkonsumenten weltweit eine Frau ist, ist nur eine von fünf Frauen in Behandlung". Fedotov meinte auch, dass mehr getan werden muss, um die Wichtigkeit des Verständnisses und der Behandlung von Drogenabhängigkeit zu unterstreichen und diese wie eine chronische Krankheit zu sehen, die genauso wie Diabetes oder Hypertonie eine Langzeitbehandlung und -betreuung erfordern. "Es gibt kein schnelles und einfaches Mittel für Drogenabhängigkeit und wir müssen in langfristige Lösungen auf medizinischer Basis investieren".

Drogenkonsum und seine Auswirkungen auf die Gesundheit

Eine stabile aber dennoch inakzeptabl hohe Zahl an Drogenkonsumenten verliert weltweit weiterhin frühzeitig ihr Leben, sagte der UNODC-Leiter. 2013 gab es schätzungsweise 187.100 drogenbezogene Todesfälle. Der Weltdrogenbericht enthält Daten über die HIV-Häufigkeit bei drogeninjizierenden Personen, die von UNAIDS, der WHO und der Weltbank gesammelt wurden.  Die Zahl an Neuinfektionen unter diesen Konsumenten sank um etwa 10 Prozent zwischen 2010 und 2013: von geschätzten 110.000 auf 98.000. Der Weltdrogenbericht zeigt, dass viele Risikofaktoren, einschließlich der Übertragung von Infektionskrankheiten wie HIV und Hepatitis C und häufige Drogenüberdosierung, eine 15-fach höhere Todesrate bei drogeninjizierenden Personen verursachen, als bei der restlichen Bevölkerung.  

Während die Daten zeigen, dass der Konsum von Opiaten (Heroin und Opium) auf globaler Ebene stabil blieb und der Kokainkonsum überall zurück ging, stieg der Konsum von Cannabis und der nichtmedizinische Gebrauch von pharmazeutischen Opioiden weiter an. Nachweislich leiden mehr Drogenkonsumenten an Erkrankungen durch Cannabiskonsum und Cannabis dürfte gesundheitsschädlicher werden. Dies zeigt sich in der hohen Zahl an Personen, die in manchen Regionen der Welt eine Erstbehandlung in Anspruch nahmen. Die Nachfrage nach Behandlungen aufgrund des Konsums amphetaminartiger Stimulanzien (ATS) - einschließlich Methamphetamine und MDMA oder 'Ecstasy' - ist ebenfalls gestiegen, ebenso beim Konsum von neuen psychoaktiven Substanzen (NPS), auch als 'legal highs' bekannt.  

Illegale Suchtstoffversorgung und Märkte

Etwa 32,4 Millionen Menschen - oder 0,7 Prozent der Weltbevölkerung im Erwachsenenalter - konsumieren pharmazeutische Opioide und Opiate wie Heroin und Opium. 2014 erreichte die globale potenzielle Opiumproduktion 7.544 Tonnen - das zweithöchste Niveau seit den 1930er Jahren, hauptsächlich aufgrund des signifikant steigenden Anbaus in Afghanistan, dem Hauptanbauland. Die weltweiten Beschlagnahmungen von Heroin stiegen mittlerweile um 8 Prozent, während illegale Morphin-Beschlagnahmungen von 2012 auf 2013 um 26 Prozent sanken. 

Während der maritime Handel nicht die am häufigsten genutzte From des Drogenschmuggels ist, haben Strafverfolgungsmaßnahmen auf See die größten Auswirkungen, da das durchschnittliche Volumen der Beschlagnahmungen proportionell höher ist. In den Jahren 2009 bis 2014 zum Beispiel betrug die durchschnittliche Beschlagnahmung auf See 365 kg, während sie auf dem Festland (Straße und Bahn) 107 kg betrug und in der Luft 10 kg. Der Weltdrogenbericht 2015 bemerkt auch einen dynamischen Wandel bei den Schmuggelrouten für Opiate, wobei afghanisches Heroin neue Märkte erreicht. Jüngste Beschlagnahmungen zeigen, dass große Lieferungen von afghanischem Heroin häufiger über den Indischen Ozean nach Süd- und Westafrika geschmuggelt werden. Westafrika bleibt weiter ein Umschlagsgebiet für den Kokainschmuggel über den Atlantik nach Europa, und Osteuropa entwickelt sich sowohl zu einem Transitgebiet als auch zu einem Bestimmungsort für diese Droge.

Der diesjährige Weltdrogenbericht zeigt, dass sich der Anbau von Kokapflanzen 2013 verringerte und den niedrigsten Wert seit 1990 erreichte. Mit einer weltweiten Verbreitung von 0,4 Prozent unter der Erwachsenenbevölkerung bleibt der Kokainkonsum in West- und Mitteleuropa, Nordamerika und Ozeanien (Australien) hoch, obwohl jüngste Daten allgemein eine rückläufige Tendenz zeigen. Cannabiskonsum ist im ansteigen und bleibt in West- und Zentralafrika, West- und Mitteleuropa, Ozeanien und Nordamerika weiter hoch. Daten aus 2013 zeigen einen weltweiten Anstieg bei der Menge an beschlagnahmten Cannabiskraut (5.764 Tonnen) und Cannabisharz  (1.416 Tonnen).   

Methamphetamine dominieren den globalen Markt für synthetische Drogen und breiten sich in Ost- und Südostasien aus. Der kristalline Methamphetaminkonsum steigt in Teilen Nordamerikas und in Europa. Beschlagnahmungen von ATS zeigen einen raschen Anstieg auf dem Weltmarkt. Die Beschlagnahmungen haben sich fast verdoppelt auf 144 Tonnen in den Jahren 2011 und 2012 und blieben 2013 auf einem hohen Niveau. Mit Dezember 2014 wurden von 95 Ländern und Gebieten 541 neue psychoaktive Substanzen gemeldet, die negative Auswirkungen auf die Gesundheit haben - ein Anstieg von 20 Prozent verglichen mit der Zahl von 450 im Jahr davor.

Alternative Entwicklung als langfristige Strategie gegen illegale Anbaukulturen

Der thematische Schwerpunkt des Weltdrogenberichts 2015 liegt auf alternativer Entwicklung. Diese Langzeitstrategie zielt auf die Entwicklung alternativer Einkommensquellen für Bauern ab, die vom illegalen Drogenanbau abhängig sind. Dies ist auf viele Faktoren zurückzuführen, einschließlich Marginalisierung, fehlende Sicherheit und die soziale und politische Situation der ländlichen Kommunen. Alternative Entwicklung bezweckt die Reduzierung dieser Schwächen und eliminiert letztlich den Anbau illegaler Drogen. Mehr als 40 Jahre an Erfahrung zeigen, dass dieser Ansatz funktioniert, sobald es ein langfristiges Konzept, angemessene Finanzierung und politische Unterstützung gibt, um dies in eine breiter angelegte Entwicklung und eine Regierungsagenda zu integrieren. Die Vermarktung legaler Produkte, Landbesitz und nachhaltiges Management und die Flächennutzung sind massgeblich für einen langfristigen Erfolg alternativer Entwicklungsmaßnahmen. "Leider zeigt der diesjährige Weltdrogenbericht, dass die Finanzierung nicht an die ausgedehnte politische Unterstützung für alternative Entwicklung angepasst wurde", sagte Fedotov, als er auf eine gemeinsame Verantwortung gegenüber illegalen Drogen drängte.  Die von den OEDC-Ländern für die alternative Entwicklung  zur Verfügung gestellte Finanzierung sank zwischen 2009 und 2013 um 71 Prozent und beträgt nur 0,1 Prozent der globalen Entwicklungshilfe. Der UNODC-Exekutivdirektor stellte fest, dass die Entwicklungsagenda nach 2015  im Vorfeld zur nächstjährigen Sondertagung der UNO-Generalversammlung zum Weltdrogenproblem die Bemühungen für die alternative Entwicklung fördern kann, mit weitreichenderen Maßnahmen bezüglich des Drogenangebots und der Nachfrage.

Link zum Bericht hier: http://www.unodc.org/wdr2015/

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Für weitere Informationen kontaktieren Sie bitte:

Kevin Town
Public Information Officer
Email: kevin.town[at]unodc.org