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Schwierige Zeiten für die Vereinten Nationen

"Ich muss die Welt akzeptieren, so wie sie ist, aber ich muss mich auch für die Welt einsetzen, wie sie sein soll", sagte der Stellvertretende Generalsekretär der Vereinten Nationen, Jan Eliasson, bei seinem jüngsten Besuch in Wien und verwies auf die Notwendigkeit, sowohl Realist als auch Idealist sein zu müssen, um die Ziele zu erreichen. Bei einer vom International Peace Institute und der Diplomatischen Akademie Wien veranstalteten interaktiven Diskussionsrunde erläuterte er die Herausforderungen für Frieden, Entwicklung und Menschenrechte, denen sich die Vereinten Nationen im 21. Jahrhundert gegenüber sehen. 

In seiner Rede erörterte er vier wesentliche Trends und drei Herausforderungen. Laut dem Stellvertretenden Generalsekretär sind eine klare geopolitische und geo-ökonomische Verlagerung in Richtung Osten und aufstrebende Schwellenländer im Gange; Die Notwendigkeit, sich der Umwelt anzunehmen und den Klimawandel anzugehen, wird in der heutigen Welt immer wichtiger; auf dem Kommunikations- und Informationssektor findet eine große Revolution statt, die es Menschen schwierig macht, irgend etwas vor der Welt zu verheimlichen; und dieses Jahrhundert sieht eine bedeutende Ermächtigung der Frauen. Die drei Herausforderungen über die er sprach, waren die Situation in Syrien; die Entwicklungsagenda nach 2015; und Menschenrechtsverletzungen.

Er unterstrich ferner die Notwendigkeit für eine internationale Zusammenarbeit: nachdem die globale Agenda nationale Angelegenheiten wie nie zuvor übersteigt, ist es unmöglich, über Themen wie Klimawandel und Migration nur auf nationaler Ebene zu sprechen. Er hob auch die dringende Notwendigkeit für die Vereinten Nationen hervor, mit anderen auf gleicher Ebene für die Lösung der heutigen Probleme zusammenzuarbeiten: "Die heutigen Probleme können nicht von der UNO allein gelöst werden - man muss auch die Regierungen, die Zivilgesellschaft, den Privatsektor, die akademische und wissenschaftliche Gemeinschaft und Think Tanks einbringen. Wir sollten erreichen, dass wir nicht vertikal agieren. So lange wir uns horizontal verbinden, können wir etwas bewegen."

In Bezug auf Syrien sagte der Stellvertretende Generalsekretär, dass es das Risiko einer militärischen Eskalation gab und es schwierig war, die Oppositionsseite der Delegation für die Verhandlungen mit der syrischen Regierung zu identifizieren.

Für die Entwicklungsagenda nach 2015 wollte er einen kontinuierlichen Schwerpunkt auf der Armutsbekämpfung sehen, aber auch auf der Nachhaltigkeit. Jan Eliasson glaubt sehr an Institutionen. Er sagte, dass sein Heimatland Schweden eines der ärmsten Länder in Europa in den 1920er Jahren war, aber aufgrund eines soliden und fairen Bildungssystems, einer guten Infrastruktur und starker Institutionen im Land den jetzigen Entwicklungsstand erreichen konnte. "Es gibt keinen Frieden ohne Entwicklung, keine Entwicklung ohne Frieden, und keinen Frieden und keine Entwicklung ohne Respekt vor den Menschenrechten", erinnerte er die Zuhörer. Bezüglich Menschenrechtsverletzungen meinte er: "Wenn Sie sich auf der Welt umsehen, sehen Sie absolute Brutalität. Es ist notwendig, dies zu ändern, denn wenn es so weiter geht, werden wir auf der Welt so viel Hass sehen, dass wir anfangen, gefühllos werden."

Der Stellvertretende Generalsekretär war besonders über die humanitäre Situation in Jordanien und im Libanon besorgt, wo die Flüchtlingsnotlage eine enorme Bedrohung für die lokale Infrastruktur bedeutet. Er verwies auf die Notwendigkeit, diese zwei Länder zu unterstützen: "Ich glaube, das Wichtigste ist jetzt zu gewährleisten, dass dieser Konflikt nicht auf den Libanon und Jordanien überspringt - wir haben bei den Vereinten Nationen den größten jemals getätigten Aufruf getan, um die Libanesen und Jordanier auf humanitärer Front zu unterstützen. In Beirut, zum Beispiel, sind die Schulen überfüllt, die Krankenhäuser sind überfüllt, der Arbeitsmarkt ist überlastet - die ganze Infrastruktur ist in Gefahr."

Während seines dreitägigen Aufenthaltes in Wien nahm der Stellvertretende UNO-Generalsekretär Jan Eliasson auch an der 13. Konferenz der Hochrangigen Allianz gegen Menschenhandel "Gestohlene Leben, gestohlenes Geld: Der Preis der Modernen Sklaverei"  am 25. Juni teil, die von der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit (OSZE) organisiert wurde; sowie am 26. Juni an der Präsentation des Weltdrogenberichtes 2013 während einer Sondertagung der Suchtstoffkommission; und am 27. und 28. Juni an der Vienna+20 Menschenrechtskonferenz, die den 20. Jahrestag des UNO-Büros der Hochkommissarin für Menschenrechte (OHCHR) beging.