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UNIS/NAR/1024
5. März 2008
INCB fordert verhältnismäßige Anwendung von Drogenkontrollverträgen in den Ländern
INCB hebt im Jahresbericht ungenügenden Zugang zu Schmerzmitteln und die Lage in Afghanistan hervor
Wien, 5. März (UNO-Informationsdienst) -- Der heute in Wien veröffentlichte Jahresbericht des Internationalen Suchtstoffkontrollrat (INCB) lenkt im ersten Kapitel das Augenmerk auf die unverhältnismäßige Anwendung von Drogengesetzen in verschiedenen Ländern und Regionen.
Der INCB merkt im Jahresbericht an, dass einige Länder zu viel Aufmerksamkeit Kleinkriminellen und Drogenkonsumenten widmen, statt konkrete Anstrengungen zu unternehmen, die auf den Drogenhandel und die Haupttäter abzielen. Außerdem werden Delikte gleicher Art in manchen Ländern hart und in anderen milde bestraft. Der INCB vermerkt auch, dass Medienberichte über Prominente, die verbotene Drogen konsumieren, häufig die Wahrnehmung erzeugen, dass das System Prominente aufgrund ihres Status als Star weniger streng behandelt als andere.
"Ungleiche Anwendung von Gesetzen, kann die Bemühungen zum effektiven Umsetzen eben der Übereinkommen untergraben, die darauf abzielen, diesen Gesetzen Geltung zu verschaffen", erklärte der Präsident des INCB, Dr. Philip O. Emafo.
Der INCB drängt Mitgliedstaaten auch dazu, die Verfügbarkeit und den Zugang zu Drogenbehandlung und Rehabilitationsprogrammen in Gefängniseinrichtungen zu erweitern und andere Maßnahmen als Gefängnisstrafen, wie eine verpflichtende Behandlungen, als Alternative zu einer Freiheitsstrafe zu erlassen.
Ungenügender Zugang zu Schmerzmitteln
Der Jahresbericht zeigt auf, dass der Zugang zu wesentlichen Betäubungsmitteln zur Behandlung von akuten und chronischen Schmerzen in vielen Ländern nicht ausreichend ist. Der Großteil dieser Medikamente wird in Europa und Nordamerika konsumiert - im Jahr 2006 hatten Europa und Nordamerika zusammen einen Anteil von 89 Prozent am weltweiten Morphinverbrauch. Bezogen auf den Bevölkerungsanteil konsumieren 80 Prozent der Gesamtbevölkerung in den Entwicklungsländern nur sechs Prozent des weltweit verbrauchten Morphins. Die Situation ist ähnlich bei anderen Opioiden wie Fentanyl und Oxycodon.
Der INCB merkt an, dass die Gründe für den geringen Konsum vielfältig sind und unzureichende medizinische Ausbildung der Ärzte, mangelndes Wissen um die Möglichkeiten bei der Schmerzbehandlung, persönliche Einstellungen, behördliche Hindernisse und wirtschaftliche Interessen umfasst. Der geringe Konsum ist nicht das Ergebnis des geringen Angebots von Rohstoffen, die für die Erzeugung benötigt werden, da die Produktion für diese Substanzen zur Zeit höher liegt als die Nachfrage.
Der Präsident des INCB, Dr. Philip O. Emafo, erklärte: "Empfehlungen, das Angebot von Rohstoffen durch die Verwendung der illegalen Opium-Produktion in Afghanistan weiter zu erhöhen, sind deshalb unangebracht, weil sie nicht die Ursache des Problems angehen. Regierungen sollten sich auf Wege, die die Nachfrage für Schmerzlinderungsmittel in Übereinstimmung mit den Empfehlungen des INCB und der Weltgesundheitsorganisation erhöhen, konzentrieren."
Ungebrochene Verfügbarkeit von Essigsäureanhydrid in Afghanistan alarmierend
Der INCB warnt vor der Verfügbarkeit von Essigsäureanhydrid, das eine Hauptchemikale für die Herstellung von Heroin in Afghanistan ist. Obwohl Afghanistan keinen legitimen Bedarf für die Substanz hat, findet Essigsäureanhydrid den Weg zu den dortigen Heroinproduktionsstätten. Der INCB ruft die betroffenen Regierungen auf, ihre Kräfte zu einen, um den Handel von Essigsäureanhydrid nach Afghanistan zu stoppen.
Der Bericht stellt die anhaltende Ausweitung des Schlafmohnanbaus und den Anstieg der Cannabisanbaufläche von 50.000 Hektar im Jahr 2006 auf 70.000 Hektar im Jahr 2007 fest. Der INCB erneuert seinen Appell an die afghanische Regierung, sich um das ständig wachsende Drogenproblem im Land zu kümmern. Der Bericht erinnert daran, dass unter Artikel 14 des Einheits-Übereinkommens über Suchtstoffe, der INCB dem Wirtschafts- und Sozialrat der Vereinten Nationen in außergewöhnlichen Fällen von schweren und anhaltenden Vertragsverletzungen, Sanktionen gegen ein Land empfehlen kann.
Regionale Schwerpunkte
Der Bericht beleuchtet die wichtigsten Trends zum Drogenmissbrauch und Drogenhandel pro Region. Westafrika entwickelt sich rasant in eine Hauptschmuggelroute für Kokain aus Lateinamerika nach und durch Europa, das der weltweit zweitgrößte Markt für Kokain ist. Westafrikanische Händler nehmen auch Indien ins Visier, wo Kokain gegen Heroin aus Südwestasien getauscht wird, das dann für Europa und Nordamerika bestimmt ist.
Afghanistans illegaler Schlafmohnanbau ist im Jahr 2007 um 17 Prozent angestiegen. 93 Prozent des weltweiten Marktes für illegale Opiate wird von Afghanistan aus bedient. Praktisch gesehen kommt das gesamte in Europa verfügbare Heroin aus Afghanistan.
Cannabis bleibt die dominierende Droge in vielen Ländern der Welt.
Afrika und Westasien werden zu Hauptumschlagplätze für Chemikalien
Der INCB berichtet, dass eine sechs Monate lange Transportüberwachung ergeben hat, dass Drogenhändler die oft nicht vorhandenen Kontrollen von pharmazeutischen Präparaten, die die Vorläuferverbindungen von amphetaminähnlichen Stimulanzien (ATS) enthalten, nutzen, um die Lieferungen in afrikanischen Ländern oder Westasien in den Verkehr zu bringen. Afrika und Westasien sind deshalb die Hauptumschlagplätze für die Vorläuferverbindungen von amphetaminähnlichen Stimulanzien. Der INCB mahnt zur Wachsamkeit und fordert Regierungen auf, solche pharmazeutischen Präparate im selben Maß wie den Rohstoff zu kontrollieren.
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