Wasser zieht sich wie ein roter Faden durch alle wichtigen globalen Themen: von Gesundheit bis zum Hunger, von Geschlechtergerechtigkeit bis zu Arbeitsplätzen, von Bildung bis zur Industrie, von Katastrophen bis Frieden.
Aus diesem Grund muss Wasser integraler Bestandteil aller globalen Treffen sein, bei denen es darum geht, die Welt zu einem besseren, sichereren und gerechteren Ort zu machen. Im Moment ist dies nicht der Fall.
In der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung - dem wichtigsten Rahmenabkommen für internationale Bemühungen zur Beseitigung der extremen Armut - hängt der Erfolg jedes einzelnen der 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) von einem gut funktionierenden globalen Wasserkreislauf ab.
Auf der UN-Klimakonferenz 2022 (COP27) spiegelte sich die Tatsache, dass Wasser und der Klimawandel untrennbar miteinander verbunden sind, im Format der Tagung wider.Dennoch ist Wasser immer noch kein eigenständiges Thema bei der regelmäßigen Überprüfung und Berichterstattung im Prozess der Konferenz.
Bei der Bekämpfung des Klimawandels und dem Aufbau einer besseren Welt muss das Thema Wasser in wegweisende globale Rahmenwerke wie dem Pariser Abkommen, der Agenda 2030, dem Sendai-Rahmen für die Verringerung von Katastrophenrisiken, dem Ausschuss für Welternährungssicherheit und anderen eingebettet werden.
Ohne diese Einbindung werden wir die großen Krisen, die das Leben auf der Erde bedrohen, und die Hoffnung auf eine bessere Zukunft nicht in den Griff bekommen.
Im Falle des Klimawandels muss das Wasser im Mittelpunkt unserer Pläne zur Verringerung der Auswirkungen extremerer und unregelmäßigerer Wetterverhältnisse und an deren Anpassung stehen.
Der Schutz, die Wiederherstellung und die Ausweitung wasserbezogener Ökosysteme ist beispielsweise für die Erhaltung der biologischen Vielfalt und die Bindung von Kohlenstoff in der Atmosphäre unerlässlich.
Gleichzeitig müssen bestehende und neue Wasser- und Abwassersysteme so konzipiert sein, dass sie einem zunehmend feindlichen Umfeld standhalten.
Die Zeichen der Zeit stehen auf Sturm. In nur 20 Jahren haben die durch Überschwemmungen verursachten Katastrophen um 134 Prozent zugenommen und die Zahl und Dauer von Dürren hat sich um 29 Prozent erhöht.(Fußnote: WMO 2021) Vor diesem Hintergrund haben etwa 2 Milliarden Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser und 3,6 Milliarden leben ohne eine sichere Toilette. Es liegt auf der Hand, dass die Fortschritte bei der Verwirklichung des SDG-Ziels6 - Wasser und sanitäre Grundversorgung für alle bis 2030 - deutlich hinter den Erwartungen zurückbleiben.
Wir haben keine andere Wahl, als sektorübergreifend schneller und intelligenter zu handeln, um die Wasserkrise im Interesse aller Aspekte der nachhaltigen Entwicklung zu lösen.
Der Klimaschutz und die Anpassung an den Klimawandel im Zusammenhang mit Wasser sollten als neuer "Gesellschaftsvertrag" zwischen uns und künftigen Generationen betrachtet werden.
In unserem eigenen Leben können wir uns alle unseres Wasserfußabdrucks bewusster werden und weniger Wasser verschwenden.
Auf individueller Ebene ist dies ein kleiner Preis, der für den Schutz unserer Urenkelinnen und Urenkel zu zahlen ist. Die Kosten für das globale System werden jedoch beträchtlich, aber unerlässlich sein.
Finanzielle Ressourcen müssen gezielter eingesetzt und neue Mittel für die Infrastruktur und die Systeme mobilisiert werden, die für den Aufbau und die Aufrechterhaltung wasserbezogener Dienstleistungen in der gesamten Gesellschaft und Wirtschaft erforderlich sind.
Es gibt ermutigende Anzeichen. Auf nationaler Ebene wird dem Wasser bereits mehr Aufmerksamkeit gewidmet, da die Staatennationale Pläne zur Anpassung an die Auswirkungen des Klimawandels und zur Reduzierung von Emissionen aufstellen. Ich begrüße dies und ermutige alle Länder, diesem Beispiel zu folgen.
Aber dieses Problem ist zu groß, als dass es von Nationalstaaten allein bewältigt werden kann. Das multilaterale System besteht genau zu dem Zweck, eine Antwort auf komplexe globale Herausforderungen wie diese zu organisieren.
Die ägyptische Regierung, die Gastgeberin der COP27 war, hat die „Aktion für Wasseranpassung und Resilienz“ (Action for Water Adaptation and Resilience) ins Leben gerufen, um integrierte Wasser- und Klimamaßnahmen zum Standard bei SDG-bezogenen Aktionen zu machen. Dies ist ein willkommenes Signal dafür, dass die Entscheidungsträger beginnen, Wasser als das zu erkennen, was es ist: ein Medium der Resilienz, ein Problemlöser und ein wichtiges Bindeglied zwischen allen großen Herausforderungen, denen wir gegenüberstehen.
Der Schwung der COP27 wird uns bis zur UN-Wasserkonferenz 2023 tragen, der ersten ihrer Art seit 1977. Die Mitveranstalter Tadschikistan und die Niederlande fordern die Welt auf, sich um das Thema Wasser zu versammeln und einen Ansatz zu verfolgen, der handlungsorientiert, inklusiv und sektorübergreifend ist.
Wir müssen die auf der COP27 entstandene Dynamik in eine neue Wasser-Aktionsagenda umwandeln.
Es liegt an uns allen, die Wasserkrise zu lösen. Und das geht nur, wenn Wasser auf der Tagesordnung aller steht.